Samstag, den 9. August 2025 hat Professor Massimo Della Misericordia, Historiker an der Universität Mailand, über die Beziehungen zwischen der Bevölkerung des Bergells und der Mailänder Gesellschaft während der Herrschaft der Sforza ab 1450 gesprochen. Die Archivstudien zum Bergell geben einen Einblick in die lokalen Hierarchien, die Beziehungen zwischen der Familie Castelmur, den aufstrebenden "Eliten" und der Gesellschaft.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts gab es in der Lombardei bedeutende dokumentarische Neuerungen in der politischen Kommunikation zwischen den Sforza-Fürsten, dem Netz der staatlichen Ämter, den Gemeinden und den innerhalb oder ausserhalb der Herrschaft ansässigen Grundherren: Es begannen regelmässige Korrespondenzen in der Volkssprache anstatt in Latein. Das ermöglichte erstmals lockere Schilderungen der lokalen Konflikte und Grenzspannungen, mit lebhaften Anmerkungen über die Gesellschaften, die in diese wirtschaftlichen und machtpolitischen Beziehungen verwickelt waren.
Die Mailänder Dokumentation bietet daher auch eine wichtige Perspektive für das Verständnis von Realitäten jenseits der Grenze, einschliesslich des Bergells. Einerseits können die alltäglichen Interaktionen zwischen Bevölkerungen, die durch eine Staatsgrenze getrennt, aber durch Geografie, Sprache und Warenhandel verbunden waren, verstanden werden. Andererseits wurde das Bergell als näher und freundlicher wahrgenommen, als die der entfernteren Gebiete der Diözese Chur, während gleichzeitig auch Aspekte der Diversität in der politischen-militärischen Organisation und der kulturellen Identität betont wurden, insbesondere in Zeiten internationaler Krisen.
Wir hoffen, dass die sehr wichtige Arbeit von Prof. Della Misericordia bald veröffentlicht werden kann.
Marco Giacometti, Präsident des Centro Giacometti