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Jürg Stoffel: „Madris – ein Alptal im Herzen der Alpen“

Jürg Stoffel, dessen Grossvater Johann Rudolf – ein Grenzwächter – im Jahr 1938 das legendäre Buch „Das Hochtal Avers“ veröffentlichte, stellte am 16. Mai 2025 anhand von Fotos und Erzählungen sein Buch über das Val Madris vor. Dabei handelt es sich um ein Seitental von Avers im Kanton Graubünden, das von Süden her zu Fuss über die Bocchetta da Lägh (2650 m) oder den Pass da la Prasgnola (2724 m) erreichbar ist. Politisch ist das Tal geteilt: Der untere Teil gehört zu Avers, wo es einen Ortsteil bildet, der obere Teil gehört zur Gemeinde Bregaglia.
Die frühesten Spuren der Besiedlung reichen zurück bis in die Jungsteinzeit. Soweit feststellbar wurden das Avers und das Madris in der Frühzeit als Alpungsgebiete von Leuten aus dem oberen Ende des Comersees genutzt. Die Urbarisierung des mittleren Avers erfolgte vermutlich durch Romanen aus dem Schams und dem Oberhalbstein im 11. / 12. Jahrhundert, während der hintere Teil des Val Madris weiterhin von Leuten aus dem Valchiavenna beansprucht wurde. Im oberen Avers-Tal wohnten hingegen vor allem Leute aus dem Bergell, die um 1300 in Cresta eine (nicht erhaltene) Kirche errichteten, die grosse Ähnlichkeit hatte mit jener von Bondo. Um 1325 kolonisierten Walser dann den nödlichen Teil des Val Madris. Im 16. Jahrhundert lebten zahlreiche Bergellerfamilien in Avers und in Madris.
Vor der jüngeren Modernisierung lebte die Bevölkerung unter äusserst harten Bedingungen, und die zum Überleben notwendigen wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen waren aussergewöhnlich. Man denke nur an die Anstrengungen, Lasten auf dem Rücken nach und von Piuro und Chiavenna zu transportieren.
Jürg Stoffel erweckte das abgelegene Alptal Madris und seine Bewohner mit den Ergebnissen seiner jahrzehntelangen Forschung zur Siedlungsgeschichte und Kultur zum Leben  Dabei griff er unter anderem auf eindrückliche historische Fotografien, Kartenmaterial und Erfahrungsberichte aus längst vergangenen Zeiten zurück. Das Publikum musste zur Kenntnis nehmen, dass leider zahlreiche bedeutende Gebäude der traditionellen Walser Architektur ab den 1960er Jahren zerstört wurden. Einige konnte hingegen eine von Jürg Stöffel gegründete und präsidierte Vereinigung retten und restaurieren, die nun dessen Sohn Christian weiter betreut. Es war eine unvergessliche Gelegenheit, von einem grossen Kenner wie Jürg Stoffel die tausendjährigen Beziehungen zwischen den Bewohnern des Avers-Tales mit den Leuten des oberen Comersees, des Valchiavenna und des Bergells vermittelt zu bekommen. Wir denken ihm herzlich dafür.

Marco Giacometti

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