Die erste grosse Ausstellung, die Virginia Marano – im Bergell bekannt für ihr kulturelles Engagement – gemeinsam mit dem Direktor des MASI Lugano, Tobia Bezzola, kuratiert hat, wurde am Samstag, dem 27. September 2025, eröffnet.
«David Weiss. Der Traum von Casa Aprile. Carona 1968–1978» ist eine grosse Ausstellung über den grossen Schweizer Künstler, die bis zum 1. Februar 2026 gezeigt wird. Zweihundert Werke aus öffentlichen und privaten Archiven erzählen die Geschichte der künstlerischen Gemeinschaft, die innerhalb der Mauern der Casa Aprile in Carona entstand. Dieses Haus war für den jungen David Weiss der Ort, an dem er Kunst als tägliche Praxis, geteilten Traum und nachbarschaftliche Gemeinschaft entdeckte.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gilt Carona, ein kleines Dorf am Luganersee, als Durchgangsort und Rückzugsort für Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Literatur und politisches Engagement. Zwischen Ende der 1960er- und 1970er-Jahre wird die Casa Aprile – ein Wohnsitz, den Meret Oppenheim (1913–1985) erworben hatte – zum pulsierenden Zentrum aussergewöhnlicher künstlerischer Erfahrungen und internationaler Beziehungen.
Das Ausstellungsprojekt zeichnet anhand des Werks von David Weiss (1946-2012) die Geschichte der lebendigen und dynamischen Künstlergemeinschaft nach, die sich von 1968 bis 1978 in Carona im Kanton Tessin gebildet hat. In diesen Jahren wird das die Casa Aprile zu einem wichtigen Treffpunkt für Kunstschaffende und Intellektuelle wie Esther Altorfer, Anton Bruhin, Matthyas Jenny, Peter Schweri und Willy Spiller. Dieses an Experimenten und Diskussionen reiche Umfeld übte auf Weiss – dem späteren Mitglied des renommierten Duos Fischli / Weiss – einen prägenden Einfluss aus. Eine Auswahl von Kunstwerken und Archivmaterialien verdeutlicht die utopischen Träume und die tiefgreifende künstlerische Vitalität dieser aussergewöhnlichen Gemeinschaft. Der Ausstellungsparcours umfasst Zeichnungen und Aquarelle, zahlreiche Fotografien, Tonaufnahmen und Videos sowie Publikationen aus dieser Zeit.
Die MASI-Ausstellung zeigt -indirekt- auch ein Licht auf die Schweizer Verbindungen von Alberto Giacometti – Thema des Symposiums, das am 11. und 12. Juli 2026 in Stampa stattfinden wird. Als Meret Oppenheim 1932 aus Deutschland nach Paris kam, lernte sie dort Alberto Giacometti kennen, der sie in den Kreis der Pariser Surrealisten einführte. In der Ausstellung sind auch zahlreiche Werke von Oppenheim zu sehen, darunter die Zeichnung Das Ohr von Giacometti von 1933. Alberto schätzte Meret sehr und suchte ihre Nähe – belegt durch eine Karte und einen Brief, die heute ihre Nichte Lisa Wenger aufbewahrt, die auch zur Eröffnung in Lugano anwesend war. Meret hatte zudem eine Liebesbeziehung mit dem surrealistischen Künstler Max Ernst (1891–1976), der Giacometti im Sommer 1935 in Capolago besuchte.
Marco Giacometti
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