«Paris-Stampa - Der Wagen Giacomettis». Theaterstück von Marek Kedzierski
Sondrio und Stampa – Probenbeginn für neues Theaterstück über Alberto Giacometti
Kürzlich haben die Proben zur neuen Theaterproduktion des polnischen Regisseurs und Dramatikers Marek Kedzierski begonnen – ein Werk, das im Rahmen des Gedenkjahres 2026, das Alberto Giacometti gewidmet ist, zur Aufführung kommen wird. Die Inszenierung entsteht im Kontext des Projekts Interreg „Montagne nell’arte“, mit Beteiligung der Stadt Sondrio und des Centro Giacometti. Das Stück ist für zwei Schauspielerinnen konzipiert und wird nach der Première in einer Reihe von Theaterabenden in Italien und der italienischen Schweiz gezeigt.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die familiären Bindungen sowie das biografische und künstlerische Geflecht der Brüder Giacometti – zwischen Paris und Stampa. Das Werk eröffnet mit einer Video-Konferenz in szenischer Form, bereichert durch Fotografien, historische Filmaufnahmen und visuelle Zeugnisse, die das Publikum in das Leben und Schaffen Alberto Giacomettis einführen.
Ein ikonisches Bild als Ausgangspunkt
Die dramaturgische Idee von Marek Kedzierski entspringt einem ikonischen Moment: dem Leichenwagen, der im Januar 1966 den Leichnam des Künstlers durch die verschneite Landschaft von Stampa transportierte.
Dasselbe Fahrzeug – bis heute in einwandfreiem Zustand erhalten – ist auf den Aufnahmen der Beerdigung zu sehen: schwarz und glänzend, geschmückt mit kunstvollen Details, gezeichnet vom Schlamm der tauenden Schneefelder. In seiner ursprünglichen Form hat es die Zeit überdauert und jene überlebt, denen es einst den letzten Dienst erwies.
Eben dieser Wagen könnte im Jubiläumsjahr des Todes des Künstlers erneut symbolisch in Erscheinung treten.
Diese eindrückliche Vorstellung führte den Autor dazu, über die Bedeutung von Fahrzeugen im Werk Giacomettis nachzudenken – von den rätselhaften Maschinen seiner surrealistischen Arbeiten der 1930er Jahre bis hin zu Skulpturen wie „Femme au chariot“ oder „Le Chariot“, die möglicherweise von der thebanischen Streitwagen-Skulptur im Archäologischen Museum von Florenz inspiriert wurde.
In Giacomettis Kunst verbindet sich das Mechanische mit dem Wesen des Daseins – ein Spannungsfeld, das Kedzierskis Theaterstück auf eindrucksvolle Weise neu beleuchten will.
Bewegung als Lebensthema – Fahrzeuge in Giacomettis Alltag und Kunst
Auch im Alltag von Alberto Giacometti spielten Fahrzeuge eine bedeutende Rolle: von pferdegezogenen Kutschen über Pariser, Bergeller oder Mailänder Taxis, von Postautos und Zügen bis hin zum roten Sportwagen MG, der zusammen mit Caroline im berühmten Zeichnungszyklus Paris sans fin eine zentrale Rolle einnimmt.
Trotz der Verletzung, die er 1938 erlitt, als er von einem Auto angefahren wurde, ermöglichten ihm die Verkehrsmittel, sich fortzubewegen, zu beobachten und zu schaffen.
Die Darstellerinnen und die Premiere
Stefania Casini und Astra Lanz werden dieser komplexen Erzählung Stimme und Gestalt verleihen. Gemeinsam mit Marek Kedzierski haben sie kürzlich mit der Arbeit an Text und Interpretation begonnen. Die Uraufführung ist für den Herbst 2026 im Teatro Sociale in Sondrio vorgesehen. Die künstlerische Leitung liegt bei Andrea Ragosta.
Der Autor
Marek Kedzierski, geboren 1953 in Łódź (Polen), ist Schriftsteller, Übersetzer, Literaturkritiker, Theaterregisseur und Kurator internationaler Festivals.
Er ist Autor von acht Büchern, zahlreicher Übersetzungen und über 150 kritischen Essays. Kedzierski gilt als einer der bedeutendsten Kenner und Vermittler des Werks von Samuel Beckett, Thomas Bernhard und Alberto Giacometti.